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WebKonferenz der DialogGesellschaft

Post-Corona-Zeit: Was bleibt von den Pandemie-Formaten?

In Zeiten von Corona steht die Öffentlichkeitsbeteiligung vor einer großen Herausforderung. Viele Veranstaltungsformen sind nicht mehr möglich und selbst kleine Veranstaltungen bedürfen besonderer Planung. Bereits etablierte digitale Formate wie Hinweisplattformen auf der Webseite, Livestreams und Info-Letter wurden zur Information und zum Austausch verwendet. Videokonferenzplattformen wie Zoom, Teams oder Webex wurden zum Standard. Doch sind diese Tools und Formate für Bürgerbeteiligung geeignet, wenn dabei insbesondere der direkte Dialog zwischen Betroffenen und Vorhabenträgern immer stärker gewünscht wird? Was macht eine gute Kombination aus – und welche Rolle spielen dabei hybride Beteiligungsformate?

Vor diesem Hintergrund startete die DialogGesellschaft am 8. Oktober 2020 mit der WebKonferenz zum Thema „Post-Corona-Zeit: Was bleibt von den Pandemie-Formaten?“ einer neuen Veranstaltungsreihe. In diesen Veranstaltungen steht der praktische Austausch zwischen Projektkommunikatoren, Planern und Technikern im Zentrum. Aber auch Experten aus Politik, Verwaltung und der Wissenschaft sind herzlich eingeladen.

Heiko Kretschmer (Vorstandsmitglied der DialogGesellschaft) führte durch die Veranstaltung, die mit zwei Impulsreferaten startete.

Das Digitale wird immer an Grenzen stoßen

Dr. Danuta Kneipp, Leiterin des Fachgebiets Öffentlichkeitsbeteiligung bei 50Hertz, berichtete von den Erfahrungen mit der digitalen Beteiligung während der Corona-Zeit. Dabei veranschaulichte sie die Hürden der digitalen Lösungen, die im Vergleich zu physischen Formaten mit viel höherem organisatorischem Aufwand in Fragen der technischen Ausstattung und IT-Sicherheit einhergehen. Ihr Fazit: Digitale Beteiligungsformate bedeuten keinen 1 zu 1 Ersatz der bisherigen Präsenztermine. Vorbereitung, Reflektion und Umgang mit dem Nichtvorhandensein der Beziehungsebene (Mimik, Gesten) unterscheiden sich elementar. An persönliche Gespräche können alle Beteiligten leichter anknüpfen, es gibt eine gemeinsame Erinnerung – im digitalen Raum fällt das allen wesentlich schwerer, weil alles austauschbar wird. Daher bliebe die Frage „Wie kommen wir aus der Anonymität raus?“ eine weitere Herausforderung für digitale Beteiligungsprozesse.

COVID-19 beschleunigt die Digitalisierung in der Beteiligung

Stephan Siegert, Projektleiter für digitale Beteiligungs- und Genehmigungsverfahren bei der DEGES, lieferte mit seinem Impulsvortrag einen Werkstattbericht zu hybriden Formaten aus der Beteiligungspraxis der DEGES. Gleich zu Beginn stellte er fest, dass die Corona-Pandemie bereits in Gang gesetzte Digitalisierungsprozesse beschleunige. In der Umsetzung kombiniert die DEGES die Vorteile der analogen und digitalen Beteiligungsformate, um so eine breitere Beteiligung zu ermöglichen und diese abwechslungsreicher zu gestalten. Zudem unterschied er deutlich zwischen hybrider Beteiligung und hybriden Veranstaltungen. Das erste ist aktuell in allen Beteiligungskonzepten fest einzuplanen, das andere ist nach bisherigen Erfahrungen der DEGES bislang auch aufgrund datenschutzrechtlicher und technischer Hürden nur ungenügend umsetzbar.

Berührungsängste abbauen

In der anschließenden Diskussion wurde zunächst thematisiert, wie man Berührungsängste sowohl auf Seiten der Vorhabenträger aber auch bei den Teilnehmenden abbauen kann. Zudem wurden Überlegungen angestellt, wie man physische Beteiligungsformate in die digitale Welt übertragen kann. Anette Mischler, Leiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Groth Development, teilte die Beobachtung, dass die Bereitschaft für hybride oder digitale Beteiligungsformate – vermutlich auch aufgrund der fehlenden technischen Ausstattung – bei einigen Vorhabenträgern und Behörden gering sei. Der Wunsch und die Bereitschaft digital zu informieren und zu beteiligen, stehen auf der einen – technische Herausforderungen und Datenschutzfragen auf der anderen Seite. Sie stellte in die Runde die Frage, wie man digitale Formate auflockern, die Teilnehmer aus der Anonymität herausholen und Dialog intensivieren kann. Als mögliche Lösung nannte sie Gamification-Ansätze und dazu Kooperationen mit Gaming-Experten.

Vera Grote, Partner bei der Johanssen + Kretschmer, ermutigte die Teilnehmenden, die aktuelle Phase zu nutzen und im Rahmen der Beteiligungsprozesse neue Ansätze zu erproben und Pilotprojekte aufzusetzen. Dabei können Vorhabenträger je nach Beteiligungsansatz und Möglichkeiten auf bewährte Formate, ergänzt um neue Interaktionstools– von virtuellen Pinnwänden über Umfragen und Collaborations-Tools – setzen. Mittlerweile böten Konferenzplattformen überwiegend die Möglichkeit, während der Veranstaltung in Kleingruppen zu interagieren und dabei auch zwischen Gruppen zu wechseln.

Stephan Siegert nannte die Behörde Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg als Vorbild und Vorreiter in Sachen partizipativer digitaler Beteiligung. Dort würden unter anderem Gamification-Elemente in Planungsprozesse einbezogen.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Herausforderungen der digitalen Beteiligung offen und klar kommuniziert werden sollten. Folgende Aspekte wurden genannt: Niederschwelligkeit des Zugangs und der Nutzung der Videokonferenztechnik, Möglichkeiten der interaktiven Gruppenarbeit im virtuellen Raum, Arbeit mit digitalen Whiteboards etc. Generell sollten die Teilnehmenden informiert und eingeladen werden, digitale Formate gemeinsam auszuprobieren. Damit ist allen Beteiligten klar, dass möglicherweise nicht alles von Anfang an rund laufen wird. Wichtig sei in diesem Zusammenhang das Feedback der Teilnehmenden laufend einzuholen und damit digitale Beteiligung laufend zu verbessern.

Eine besonders spannende Frage bleibt aber, wie man mit Blick auf die digitale Beteiligung Gamification stärker einbinden kann, um der Anonymität im digitalen Raum entgegenzuwirken sowie gleichzeitig Datenschutz für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Alle Teilnehmer waren sich einig: Zu diesen und weiteren Themen wollen wir uns bei weiteren Veranstaltungen austauschen. Bleiben Sie dran!

Kontakt
Angelina Groß
Vorstandsreferentin